Wie lange analysiere ich Aktien, bevor ich investiere?

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Wie lange sollte man Aktien analysieren, um sich seines Investments sicher sein zu können? Sind es Minuten, Stunden, Tage oder Monate?
Natürlich gibt es verschiedene Börsen-Strategien. Heavy- oder Day-Trader handeln tagesaktuell nach Nachrichten und Charts, deshalb entscheiden sie sehr schnell. Manchmal entscheiden sogar Computer für sie. Auch, wenn man jedes Jahr sein komplettes Portfolio austauscht, entscheidet man eher schnell, da man sich weniger dafür interessiert, ob es das Unternehmen in ein paar Jahren noch gibt.
Ich schreibe hier aus der Sicht eines langfristigen Buy-and-Hold-Anlegers, der auf der Suche nach Qualitätsaktien mit Dividendenausschüttung ist, die er theoretisch sein ganzes Leben lang halten könnte und der sich deshalb auch etwas mehr Zeit bei der Auswahl lassen darf.
Es geht darum, Value-Aktien von großen Unternehmen mit Burggraben zu kaufen, die ihre Dividenden noch für lange Zeit zuverlässig zahlen können und bei denen man nur noch in regelmäßigen Abständen prüft, ob sich die Unternehmen noch auf demselben Kurs befinden, wie damals, als man sie gekauft hat.
Die Entscheidung gegen eine Aktie
Die Entscheidung gegen eine Aktie sollte recht schnell getroffen werden können, denn schon allein wegen der schieren Menge an Aktienunternehmen auf der Welt kann man nicht jeder Analyse ewig viel Zeit widmen. Ich bin in der Lage, die Entscheidung gegen eine Aktie innerhalb von einer bis zwei Minuten zu treffen.
Der Vorgang: Irgendwo schnappe ich den Namen eines Unternehmens auf, das sich interessant anhört. Daraufhin checke ich es schnell auf ein paar grundsätzliche Zahlen.
Der langfristigen positiven Entwicklung des Gewinns und des Umsatzes, der Ausschüttungsquote auf den Free Cashflow (ist sie unter 100%?), einer langfristig steigenden Dividende über die Jahre mit wenig Senkungen und einer positiven Tilgungskraft.
Das sind die Dinge, die für mich im Moment bei der Aktienauswahl am wichtigsten sind. Besteht das Unternehmen hierbei nicht, kommt es für mich nicht als neues Investment infrage. Vielleicht merke ich es mir und schaue irgendwann wieder nach, vielleicht schreibe ich es aber auch komplett ab.
Manchmal lasse ich mir auch mehr Zeit für eine Negativentscheidung, zum Beispiel, wenn ich mich über die Situation einer ganzen Branche informieren möchte, wie neulich wieder mal bei der Automobilbranche.
Die Entscheidung für eine Aktie

Eine positive Entscheidung dauert hingegen deutlich länger, Impulskäufe habe ich seit langem nicht mehr getätigt. Mindestens sind es Tage (wie bei Henkel), manchmal Monate (wie bei Disney). Ich bin der Meinung, bei einer so langfristig angelegten Entscheidung sollte man sich nicht drängen lassen, auch nicht von aktuell günstigen Kursen.
Meistens schaue ich mir das Unternehmen immer wieder mal an, prüfe die Geschäftszahlen in verschiedenen Screenern, checke die News, halte die Augen nach Produkten des Unternehmens im Laden offen, schaue mir die Konkurrenz an und ob die AG der Wahl etwas in der Branche zu melden hat, gucke, was das Unternehmen auf der Investor-Relations-Seite selbst über sich erzählt, lasse das Thema zwischendurch immer wieder ein bis zwei Tage ruhen und kümmere mich zum Beispiel um andere Blog Posts oder Videos, die damit gar nichts zu tun haben.
Beispiel Henkel: Die Entscheidung für Henkel traf ich schnell. Ich wollte die für meinen Geschmack beste Dividendenaktie aus Deutschland kaufen und wollte diese Entscheidung auch so unemotional wie möglich treffen. Deshalb habe ich die Werte meiner wichtigsten Kennzahlen in meinen Lieblingsscreener, den Aktienfinder.Net, eingegeben und die Vorschläge nach meinen eigenen Rankingvorgaben sortieren lassen. Auf diese Weise fand ich Henkel, die langfristigen Zahlen überstimmten die aktuellen Negativargumente und eine Investition ließ nur ein paar Tage auf sich warten.
Beispiel Disney: Disney hat als Wachstumsaktie mit geringer Dividendenrendite lange Zeit nicht so richtig in meine Investmentphilosophie gepasst. Deshalb hat die positive Entscheidung hier viele Monate und eigentlich sogar Jahre gedauert. Inzwischen sehe ich vermehrt die Vorteile, auch solche Aktien ins Portfolio aufzunehmen. Und als meine Coca-Cola-Position durch meinen Sparplan groß genug geworden war, entschied ich mich, Disney an seiner Stelle zu besparen. Einen Sparplan empfand ich hier auch als angenehm, da beide Werte, Coca-Cola wie Disney, Unternehmen sind, bei denen man die meiste Zeit Angst haben muss, dass man sie zu teuer kauft.
Über Unternehmen informieren
Du kannst dich auf vielfältige Weise über Unternehmen informieren, um herauszufinden, ob es einen Platz in deinem Portfolio haben sollte:

- Aktienscreener (Aktienfinder, comdirect, onvista, Morningstar…)
- Google News
- YouTube-Videos
- Aktienanalysen lesen (z.B. kostenlos beim Aktienfinder, bei Finanzblogroll oder Finanzblognews, kostenpflichtig zum Beispiel bei AlleAktien oder Morningstar.
- Auf der Unternehmenswebseite im Investor-Relations-Bereich. Dort gibt es auch die Geschäftsberichte zu finden.
Lass dir auf jeden Fall Zeit, wenn du dich gestresst fühlst, etwas zu verpassen, falls du nicht rechtzeitig einsteigst. Egal ob der Stress von dir selbst oder anderen kommt. “Fear of missing out” ist nie ein guter Ratgeber. Das war bei mir zuletzt bei Tanger Outlet Centers so.
Ich hatte bereits auf meiner To-do-Liste stehen, die Aktie zu kaufen. Glücklicherweise habe ich es herausgezögert und zuerst noch die Konkurrenz abgecheckt. Seit dem ist Tanger auf unbestimmte Zeit auf das Abstellgleis verbannt worden.
Daher kommt auch der Tipp, die Konkurrenz zu prüfen… Und schließlich macht es renditetechnisch über die Jahre kaum mehr einen Unterschied, ob du ein paar Tage früher oder später kaufst. 😉
Das Investieren in Finanzinstrumente ist mit erhöhtem Risiko verbunden. Dieser Beitrag ist keine Anlageberatung. Ich übernehme keine Gewähr für die Aktualität, Vollständigkeit und Richtigkeit der bereitgestellten Informationen.