Mein Umzug zu Trade Republic – Was ist mit DEGIRO und comdirect?

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Trade Republic ist ein sehr günstiger Broker aus Berlin. Aktuell gibt es ihn nur fürs Smartphone, doch er macht in der letzten Zeit immer mehr von sich reden. Jede Order, egal mit welchem Volumen, kostet nur einen Euro. Richtig gehört, ein Euro, egal was, egal wie viel. Zu Beginn gab es eine Verarbeitungsgebühr für Dividenden, diese wurde inzwischen jedoch, vermutlich als Reaktion auf enttäuschte Interessenten, abgeschafft. Es gibt auch keine Depot-Gebühr, keine Überweisungsgebühr und der Preis ist mitsamt dem Spread an die Xetra-Börse gebunden.
Das alles macht den Broker ziemlich attraktiv für mich als Dividendeninvestor, der auch kleinere Beträge investieren möchte, und nicht für ein 200-Euro-Investment 10 Euro Gebühren blechen will.
>> Alle Gebühren von Trade Republic erkläre ich hier!
Sicher, in der Vergangenheit bin ich bei solchen Käufen auf DEGIRO ausgewichen, einem niederländischen Broker, bei dem man an amerikanischen Börsen Aktien bereits ab 50 Cent kaufen kann. Doch im Ausland sehe ich mich um, wenn es im eigenen Land keine guten Alternativen gibt. Und mit dem Günstig-Broker aus Berlin hat sich das nun soweit geändert, dass ich plane, alle meine Positionen von DEGIRO zu Trade Republic zu holen. So können auch die Steuern gleich korrekt abgeführt werden und vielleicht kann ich dem Steuerberater noch etwas Kopfzerbrechen sparen, wenn ein standardisierter deutscher Steuerbericht vom Broker kommt.

Manch einer mag es steuertechnisch als Vorteil sehen, bei einem ausländischen Broker zu sein. Denn dann bezahlt man die Steuer nur einmal jährlich mit der normalen Steuererklärung. Bei einem Broker in Deutschland, so auch bei Trade Republic, wird der Steueranteil des Gewinns sofort an den Fiskus übergeben.
Wie finanziert sich Trade Republic?
Trade Republic nennt sich ja “provisionsfreier Broker”. Das ist so, weil Trade Republic für die Orders selbst kein Geld verlangt, es gibt jedoch die Fremdkostenpauschale von einem Euro, die in jedem Fall anfällt.
Nun fragt man sich als normaler Mensch, wie Trade Republic seine Angestellten und die Miete bezahlen kann, wenn jeder Kauf oder Verkauf nur einen Euro kostet, der zudem noch als Fremdkostenpauschale daherkommt, also eigentlich als Gebühr für die Börse gedacht ist, denn die will (noch) nicht komplett kostenlos bei sich handeln lassen.
Das funktioniert, indem Trade Republic von diesem einen Euro, der an die ausführende Börse Lang und Schwarz geht, eine Provision für die Vermittlung der Händler zurückbekommt.
Natürlich besteht bei solch geringen Ordergebühren immer das Risiko, zu vermehrtem Handeln verführt zu werden als nötig. Achte also auf jeden Fall auf dein Kauf- und Verkaufsverhalten und versuche beides auf ein Minimum zu reduzieren, damit der Broker auch wirklich günstiger für dich bleibt als andere Direktbank-Alternativen!
Falls du besondere Dienstleistungen benötigst, wirf zuerst einen Blick in das Preis- und Leistungsverzeichnis und prüfe, ob der Broker dafür vielleicht an anderer Stelle zulangt. Aber Depot-, Dividenden- oder Überweisungsgebühren gibt es nicht und auch die Steuerbescheinigung fürs Finanzamt bekommst du kostenlos. Das ist eigentlich alles, was ich brauche, deshalb rentiert es sich für mich allemal.
Gleichzeitig merkt Trade Republic in einigen Interviews an, dass die IT-Infrastruktur vieler älterer Banken veraltet und schwerfällig ist. Durch innovative Technik ließe sich viel Geld sparen, sodass man tatsächlich mit deutlich weniger auskäme als die bisherige Konkurrenz.
Billig-Broker in den USA
In den USA unterbieten sich gerade die Broker und es ist davon die Rede, dass Robin Hood (ein amerikanisches Pendant zu Trade Republic) von der etablierteren Charles Schwab Bank ruiniert wird, die nun auch provisionsfreies Handeln mit Wertpapieren anbietet. Und das allem Anschein nach in noch besser, weil sie über bessere Strukturen und Kundenservice verfügen, und deshalb ein besseres Nutzererlebnis bieten können.
Wie wird das wiederum finanziert? Schwab legt das nicht investierte Geld der Kunden, das einfach so auf Konten rumliegt, gewinnbringend an, bieten den eigenen Kunden dafür im Gegenzug aber nur mickrige Zinsen.

Viele Trends schwappen von Amerika nach Deutschland und so könnte es natürlich sein, dass wir auch hier bald einen noch erbitterteren Preiskampf sehen. Allerdings wird dieses Geschäftsmodell ein wenig durch die vorherrschende Zinspolitik in Europa erschwert. Ich bin sehr gespannt, was die Zukunft bringt. In Deutschland könnte es theoretisch sogar auch in die andere Richtung gehen, wenn man sich die aktuelle Entwicklung bei der comdirect ansieht, die komplett in die Commerzbank eingegliedert wird und wo befürchtet wird, dass die Gebühren steigen könnten.
Wie werde ich umziehen?
Es steht sozusagen ein Umzug von DEGIRO zu Trade Republic an. Da DEGIRO ein niederländischer Broker ist, darf er für den Depotübertrag Geld verlangen. 10 Euro pro Position fallen dafür an. Gleichzeitig bietet Trade Republic selbst aber noch gar nicht die Möglichkeit, einen Depotübertrag dorthin zu veranlassen. Es bleibt also nur die Möglichkeit, die Aktien bei DEGIRO zu verkaufen und bei Trade Republic neu zu kaufen. Das soll mehr oder weniger zeitgleich geschehen, damit die Verkaufs- und Kaufpreise so nahtlos wie möglich ineinander übergehen können.
Ein Zuschauer auf YouTube gab zu bedenken, dass ein Handel mit sich selbst behördlich nach §20a des Wertpapierhandelsgesetzes harte Strafen zur Folge haben könnte. Meine Nachforschung hierzu hat jedoch ergeben, dass es den benannten Paragrafen erstens seit Juli 2016 nicht mehr gibt und zweitens die von mir geplante Transaktion auf verschiedenen Börsen geschieht (NYSE zu L&S), die zudem unterschiedlichen Aufsichtsbehörden unterliegen, und dass ich drittens nicht mit Pennystocks handle, bei denen wenig Volumen große Preisänderungen zur Folge haben können, sondern dass es um sehr große Werte geht, die mit nur ein paar Hundert Euro nicht im Preis manipuliert werden können.
Doch der Hinweis war gut und unter bestimmten Umständen und wenn es den Paragrafen noch geben würde, hätte man das durchaus beachten müssen. Also danke für den Hinweis! Solche Anmerkungen helfen der Community, bessere Investoren zu sein.

Auch zu bedenken ist die steuerliche Situation, die ich (Schande über mein Haupt) im Video unterschlagen habe. Es ist natürlich zu bedenken, dass bei einem Verkauf eines jeden Wertpapieres Steuern auf die bisher gemachten Kursgewinne anfallen. Ist man nun schon ein paar Jahre lang mit großen Summen im Geschäft, kann das massive Kosten mit sich bringen, deshalb sollte dieser Move durchdacht sein.
In meinem Fall haben die Steuern keine große Bedeutung, denn erstens bin ich noch nicht lange genug dabei, als dass sich horrende Kursgewinne hätten einstellen können und zweitens gibt es da noch den Steuerfreibetrag von 801 Euro pro Jahr, der zunächst ausgeschöpft werden muss, denn erst über einem Gewinn an der Börse von über 801 Euro (für verheiratete 1602 Euro), fallen überhaupt Steuern an, sofern man einen Freistellungsauftrag bei der Bank eingestellt hat. Ansonsten müsste man sich den Betrag durch die Steuererklärung zurückholen.
Eine solche Steuerfrage wird den Kleinanleger deshalb (dank des Freibetrages) vermutlich nicht sehr tangieren, später sollte man aber daran denken, denn durch das lange Halten von Aktien stellt sich ohne Frage ein Steuervorteil ein, der durch einen Verkauf zunichtegemacht wird.
Die Kosten für den Umzug
Für den Verkauf bei DEGIRO erwarten mich um die 50 Cent pro Position und für den Neukauf bei Trade Republic ein Euro pro Position. Macht bei 11 Wertpapieren Umzugskosten von ca. 16,50 Euro. Plus etwas Spread von der Börse, sagen wir also um die 25 Euro, um ganz sicherzugehen, mehr wird es aber nicht sein. Für mich ist das absolut okay.
Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, gar nicht umzuziehen, sondern nur alle neuen Wertpapiere beim neuen Broker zu kaufen. Damit könnte ich mir die Umzugkosten komplett sparen. Ich werde die Papiere aber nicht einfach bei DEGIRO liegen lassen, da ich mir langfristig Verwaltungsarbeit sparen will. Zwei Broker, die ich im Blick behalten muss, sollen zunächst genügen.
Ein kleines Problem
Noch sind nicht alle Titel in meinem Portfolio bei Trade Republic verfügbar. Das betrifft vor allem meinen Vanguard FTSE All World ETF sowie die Aktie EPR Properties. Ich werde also mit allem, was geht, umziehen, und den Rest nachholen, sobald die entsprechenden Titel auch beim neuen Broker verfügbar sind.
Ich habe Trade Republic schon meine Wünsche geäußert und die Chancen stehen nicht schlecht, denn als ich letztes Mal geschaut habe, kam der iShares Global Select Dividend 100 ETF gerade neu dazu. Es werden also noch fleißig Wertpapiere aufgenommen.
Trade Republic und Lang & Schwarz
Der einzige Handelsplatz, über den bei Trade Republic derzeit gehandelt werden kann, ist Lang und Schwarz. Das könnte man als Kritikpunkt sehen, muss man aber nicht. Denn die Preise von Lang & Schwarz sind, zumindest in der Handelszeit der Xetra-Börse und für alle Wertpapiere, die sowohl bei L&S als auch bei Xetra handelbar sind, an Xetra gebunden.
Das bedeutet aber auch, dass man in der Nacht oder früh morgens, wenn Xetra noch nicht aktiv ist, die Preisbindung nicht gilt. Es bedeutet auch, dass exotische Titel, die nicht bei Xetra aber bei L&S handelbar sind, auch nicht der Preisbindung unterliegen und dass dann höhere Preisunterschiede auftreten können.
Ich empfehle dir, dass du dir Trade Republic zunächst genau ansiehst, prüfst, ob alle Wertpapiere vorhanden sind, die du brauchst und wie sich die Preise dieser Papiere im Vergleich zu anderen Börsen verhalten. Wenn das alles klar ist, sollte dich der Broker nicht enttäuschen können.
Der Umzug wird nun erst mal einige Zeit in Anspruch nehmen, ich lasse aber wieder von mir hören. 🙂 Wenn du immer auf dem neusten Stand sein möchtest, schau auf jeden Fall auf meinem YouTube-Kanal vorbei!
Das Investieren in Finanzinstrumente ist mit erhöhtem Risiko verbunden. Dieser Beitrag ist keine Anlageberatung. Ich übernehme keine Gewähr für die Aktualität, Vollständigkeit und Richtigkeit der bereitgestellten Informationen.