Haus oder Wohnung kaufen? Im Moment lieber Aktien!

Wahrscheinlich müsste ich eigentlich anders denken, denn meine Eltern sind beide bekennende Haus-Käufer. Und auch in meinem sonstigen Umfeld passiert es gerne, dass man mir die Vorteile eines Hauskaufs aufzählt. Warum ich dennoch zumindest im Moment nicht plane, mir eine Wohnung oder ein Haus zu kaufen, will ich hier kurz beschreiben.
Klar, wenn man den Wohnungskauf und die anschließende Vermietung als Business betreibt, ist das etwas völlig anderes. Erstens steuerlich, aber zweitens natürlich auch, weil sich die Wohnungen ab einem bestimmten Punkt selbst finanzieren, eine abbezahlte Immobilie als Absicherung bei der Bank für den nächsten Kredit hinterlegt werden kann und so weiter. Das steht zwar bei mir nicht zur Debatte, das wäre aber ein Fall, bei dem ich Immobilieninvestments auch befürworten würde. Nein, hier geht es nur um den Hauskauf, um selbst darin zu leben.
Übrigens: Wenn du es wirklich willst und den Traum eines Eigenheimes hegst, damit dir deine vier Wände selbst gehören, du dann vielleicht einen Garten für deine Familie hast und dir niemand reinreden kann, dann solltest du auch kaufen! Falls es dir eher gleichgültig ist, wirst du wahrscheinlich auch ohne Kauf glücklich.
Hier noch mal die Vorteile
- Eine Immobilie ist ein Sachwert (Betongold).
- Irgendwann gehört sie einem selbst und man spart die Miete.
- Man bestimmt selbst, wie das Haus umgebaut wird.
- Man wird gezwungen zu sparen, sonst gibt’s Haue von der Bank. (Das ist der Grund, weshalb Eigenheimbesitzer im Schnitt tatsächlich mehr Vermögen aufbauen als Mieter).
- Man sieht die Volatilität dieser Anlage nicht.
- Die Zinsen sind niedrig aber die Preise dafür höher.
Es gibt aber auch einige Nachteile
- Die Transaktionsgebühren in Form der Grunderwerbsteuer sind sehr hoch (üblicherweise 3,5%).
- Die Immobilie kann nicht umziehen, ist immobil.
- Sie ist auch illiquide: Das Kapital sitzt fest und kann nur mit erheblichem Aufwand liquidiert werden.
- Sie muss gewartet und renoviert werden, verursacht ständige Kosten, die als Eigenheimbesitzer schlecht steuerlich geltend gemacht werden können.
- Gibt es einen Zinseszinseffekt?
Warum kaufe ich kein Haus?
Im Moment sehe für mich mehr finanzielle Chancen am Aktienmarkt als beim Eigenheim. Aktien sind Anteile an Unternehmen, hier wird von zahlreichen Mitarbeitern ständig Mehrwert für die Kunden generiert und natürlich auch Cashflow. Auch Aktien sind ein Sachwert, dafür aber deutlich liquider und ich kann zur Not einen Teil davon verkaufen.

Außerdem habe ich im Fall von Aktien Kapital, das für mich arbeitet, ohne, dass ich irgendetwas dafür tun muss. Börsenmensch Christian Röhl sagte in einem Interview bei Finanzfluss so treffend, dass der Chef der Deutsche Wohnen AG wohl kaum bei ihm anrufen wird, wenn ein Wasserhahn kaputt ist… Bei der Verwaltung von Gebäuden gibt es meistens mehrere involvierte Parteien, die ihre Kosten verursachen können und im Moment sehe ich mich diesem Gesamtpaket noch nicht gewachsen. Vielleicht irgendwann, falls ich mal so viel Geld haben oder verdienen sollte, dass es mir egal ist.
Der Vorteil des Eigenheims ist klar: Irgendwann mietfrei leben. Aber bis es so weit ist, hat man einiges Geld für Zinsen gezahlt, das auch hätte angelegt werden können und das sich jahrelang durch den Zinseszins vermehrt hätte. Auch das ist nicht zu unterschätzen.
Ich weiß auch ungefähr, welche Rendite ich am Aktienmarkt historisch erwarten kann. Das ist mir beim Betongold nicht so klar, vor allem hängt sie wahrscheinlich auch stark von der Region ab.
Den Ansporn von der Bank, durch den Kredit zwingend Vermögen aufzubauen und dabei keine Wahl zu haben, weil es sonst Ärger gibt, brauche ich nicht. Ich lebe bisher auch so sparsam und investiere so viel Geld, wie es Sinn ergibt. Für Menschen, die zum Monatsende immer alles ausgegeben haben, könnte sich ein solcher externer Anreiz aber tatsächlich lohnen, ohne Scheiß.

Übrigens, nur weil die Zinsen zurzeit niedrig sind, heißt das nicht, dass es der optimale Zeitpunkt für den Hauskauf ist, denn dadurch steigt die Nachfrage und die Häuser sind dafür einfach teurer.
Fazit: Ich glaube der Haus- oder Wohnungskauf, um darin selbst zu wohnen, ist eher ein Liebhaberprojekt, das man durchziehen sollte, wenn man es wirklich will. Für mich haben Aktien und ETFs für die langfristige Geldanlage zurzeit noch absolute Priorität.
Das Investieren in Finanzinstrumente ist immer mit erhöhtem Risiko verbunden. Investiere deshalb nie, was du nicht bereit bist, zu verlieren.